Ilka Session15 "Bruder"
Die Klientin bearbeitet ihren inneren Konflikt mit ihrem Bruder, der nach dem
Tod des Vaters dessen Rolle übernommen und so das alte Muster aufrechterhalten
hat. Im Abschlussbild hat schließlich jeder seinen angemessenen Platz
im Familiensystem gefunden und als Krönung taucht das Bild einer Hochzeit
auf. Es ist die Hochzeit der Klientin, welche ihre Heilung symbolisiert.
Nachdem die Klientin eine Tür, von der sie sich angezogen fühlte,
geöffnet hat, steht sie auf einer schönen Wiese. Sie bemerkt jedoch
recht schnell, dass die Atmosphäre „trügerisch“ ist, im
Hintergrund ahnt sie einen Vulkan, der „grollt“. Auf die Frage,
mit welcher Person aus ihrem Leben dieser Vulkan zusammen hängt, erscheint
ihr Bruder: „Ich will dir sagen, dass ich auf deiner Lebensenergie hocke.“
In ihrer jetzigen Lebenssituation geht es dabei um Erbstreitigkeiten, doch das
sieht der Therapeut nicht als Ursache für die Energieblockade an und deshalb
bittet er die Klientin, intensiver zu atmen, um an ältere, weiter zurück
liegendere Konflikte heran zu kommen.
Das funktioniert sehr gut: Über diese intensive Atemtechnik schafft es
die Klientin, an einen tiefen Schmerz heran zu kommen, sie spürt einen
„großen Kampf mit dem Bruder“, bei dem es vor allem um gegenseitige
Ablehnung geht.
Die Klientin wird weiter in ihre Schmerzen geführt und kommt vom Bruderkonflikt
zu ihrem inneren Vaterbild, das damit direkt in Verbindung steht: „Der
Bruder übernimmt die Vaterrolle.“ Im Weiteren geht es nun darum,
dass diese beiden Energiebilder, das des Bruders und das des Vaters, miteinander
in Kontakt gehen und diese Sache klären: Der Vater muss in der Vaterrolle
und der Bruder in seiner Rolle als Bruder der Klientin bleiben. Während
dieses Prozesses durchläuft die Klientin verschiedene Schmerzzustände,
angefangen von einem starken Druck in der Brust bis hin zu intensiven Magenschmerzen.
Immer wieder weist der Therapeut darauf hin, diese Symptome direkt anzusprechen:
„Du kannst den Schmerz fragen: Was willst du mir damit zeigen oder was
sind die Ereignisse, die damit zusammen hängen?“
Dabei ist es von großer Bedeutung, dass sie immer wieder mit ihren inneren
Bildern in Kontakt geht: Sie wird aufgefordert, ihre Gefühle dem Vater/Bruder
zu zeigen, ihre Schmerzen mitzuteilen. Die Klientin teilt also ihrem Vater unter
Tränen mit: „Eine ganz tiefe Traurigkeit habe ich, Vater, ich möchte
nicht, dass mein Bruder das macht, dass er deine Funktion übernimmt, ich
möchte endlich mal leben!“ Und auch mit dem Bild des Bruders findet
ein intensiver Austausch statt, bei dem es immer noch darum geht, dass jeder
in die Rolle kommt, die er inne hat und darin auch bleibt.
Einige Schmerzzustände und Tränen später ist es dann soweit:
Innerer Vater und innerer Bruder der Klientin kommen ganz in ihre Energie, die
Klientin fühlt sich erlöst. Der Vater sagt: „So wollte ich es
immer.“ Passend dazu ist auch das Eingangsbild verändert: Der Vulkan
ist nun ein Berg, auf dem Blumen wachsen, kein Vulkan mehr.
Im Anschluss daran führt der Therapeut die Klientin durch verschiedene
Bilder aus vorhergehenden Sitzungen, um überprüfen zu können,
wie sich diese jetzt zeigen, ob sie sich verändert haben usw. Im Zimmer
mit dem Ofen lodert das (Lebens-) Feuer nun besonders stark. Auch das Bild des
Tempels hat sich verändert, dieser ist jetzt nach oben hin offen, ebenso
das Haus am See: „Das letzte mal musste ich ja hoch krabbeln. Da sind
jetzt mehr Stufen dazugekommen. Ich kann ganz normal hoch steigen. Ich geh jetzt
rein und komme erst in dieses Schlafzimmer, dann komm ich in den Raum, der leer
war, aber jetzt stehen darin Pflanzen und ein ganz große Zimmerlinde,
die fällt besonders auf. Der Durchgang zur Küche das ist wie so ein
Bogen und da sind lauter Blumen dran, die Küche dahinter ist weg aber dahinter
sehe ich eine Schloss. Ein Schloss! Und da führt jetzt ein Weg hoch. Ja,
aus dem Zimmer der Leere führt jetzt ein Weg zum Schloss. Da sind rechts
und links Menschen, die jubeln und sich freuen, dass ich komme. Das ist, als
ob sie mich begrüßen, so eine riesige Feier.“
Die Klientin geht nun zu ihrem Schloss, das sich neu in ihrer Innenwelt zeigt:
„Ich fühle mich da so, als ob ich zu einer Hochzeit komme. Und das
ist auch noch meine Hochzeit. Ich komme in das Schloss und alles ist so geschmückt,
es brennen Kerzen und es sind Rosenblätter gestreut. Da erwartet mich mein
Prinz.“ Nach Ansicht des Therapeuten zeigt dieses Bild, dass die Klientin
ihren inneren Konflikt, der durch den Brustkrebs seinen körperlichen Ausdruck
gefunden hatte, nun überwunden hat. Auch das innere Kind der Klientin ist
munter und fröhlich, was direkt mit Gesundheit korrespondiert.
Am Ende bekommt die Klientin noch das Bild eines großen Ohres zu sehen,
das ihr zeigt, wie sie in Zukunft diesen Draht zu sich selbst behalten soll,
eine Art Wächter, der ihr hilft, stets auf ihre eigenen Wünsche und
ihre innere Stimme hören zu können.